Die LEARNTEC war in den vergangenen Jahren bestimmt durch eine relativ klare Trennung zwischen dem beruflichen Lernen und dem Lernen im 1. Bildungsweg. In diesem Jahr gelang es erstmals, dass beide Themen ein vergleichbares Maß an Aufmerksamkeit erhielten. Mit dem Fokus, was der Gesamtmarkt derzeit an Innovationen und Lösungen für beide Bereiche bereithält, stürzten wir uns also ins Messegeschehen.
Schwerpunkt 1: digitale Lernsysteme
Sehr schnell wurde klar, dass es einen sehr breiten Markt an Lern-Management-Systemen (LMS) gibt. Jedes einzelne spricht eine mehr oder weniger umfangreiche Anwendergruppe an und lässt sich oftmals dahingehend auch weiter optimieren.
Fazit: Allein durch die zur Verfügung stehenden Möglichkeiten haben Firmen die Qual der Wahl, ein geeignetes System zu finden. Noch stärker als in den vergangenen Jahren ist aktuell möglich, das für sich optimale System zu finden. Damit einhergehend wird es für die Kunden aber immer wichtiger, ein sehr klares Bild von den eigenen Anforderungen, Bedürfnissen und Zielen zu haben.
Schwerpunkt 2: Content Management in der Weiterbildung
Die zweite große Gruppe stellte Anbieter, die sich mit der Bereitstellung von Content im Umfeld der Weiterbildung kümmern. Einige Anbieter sehr spezifisch, andere deutlich globaler. Hier war auffällig, dass Content in vielen Fällen nur im Abo-/Miet-Modell angeboten wurde und dieser in den meisten Fällen nicht für eine Individualisierung/Personalisierung genutzt werden konnte. Erfreulich war, dass es mittlerweile einige Systeme gibt, mit denen man den Lernfortschritt in einem gewissen Rahmen statistisch erfassen und auswerten kann.
Fazit: Im Markt gibt es sehr viele Inhalte, die eine mehr oder weniger erfolgreiche Weiterbildung des Einzelnen ermöglichen können. Eine Herausforderung für die Kunden dürften die angebotenen Bezahlmodelle sein und der Zwang, unterschiedlichste Plattformen mit vollkommen unterschiedlichen Oberflächen nutzen zu müssen. Hier bleibt es spannend, wie sich dieser Markt weiterentwickelt und in welcher Form eine Konsolidierung in den nächsten Monaten oder Jahren stattfinden wird.
Schwerpunkt 3: Digitale Schulbildung
Der dritte Bereich befasste sich mit schulischer Bildung. Es wurden sehr viele Projekte vorgestellt und man konnte an vielen Ständen spezifische Aufgabenstellungen in einem digitalen Umfeld lösen. Besonders spannend war der Austausch mit den Projektbeteiligten. Des Weiteren gab es einige Impulsvorträge, mit denen man die Herausforderungen bei der übergreifenden Digitalisierung im schulischen Bereich gut fassen konnte.
Ob Tablet-/Laptop-Klasse oder Coding-Projekt – alle Beteiligten konnten ihre Ergebnisse mit Blick auf das digitale Lernen sehr überzeugend darstellen. Wir trafen auf Schüler, die bislang wenig Berührungspunkte mit solchen Projekten hatten. Außerdem konnten wir feststellen, dass diese Schüler sehr viel Spaß beim Ausprobieren hatten. Es war insgesamt ein sehr positives Klima – offen, engagiert und mit dem Feuer, die eigenen Themen voran zu bringen.
Zwischen Technik und Ressourcen
Die für uns wesentlichen Erkenntnisse bei all diesen Gesprächen waren, dass die Technik alle Anforderungen der jeweiligen Projekte erfüllte, dass sich die Lehrer sehr viel mehr Zeit wünschten, diese Themen voranzubringen und dass es Bedenken gibt. Bedenken, dass das jeweilige Projekt nur ein „Leuchtturm“ ist. Es wurde sehr deutlich, dass die bislang unterschiedlichen Rahmenbedingungen die allgemeine Digitalisierung in der Schule behindern.
Neben der reinen technischen Ausstattung der Schulen muss auch der zeitliche Aspekt für die Einführung und Durchführung der digitalen Projekte intensiv betrachtet werden. Viele Lehrer haben derzeit einfach nicht die Zeit, Themen digital aufzubereiten. Zu sehr sind sie in die bisherigen, meist analogen, Abläufe im Bildungssystem eingebunden.
Erfolgsfaktor für die digitale Bildung: Bewusstsein
Ein wesentlicher Punkt bei einer erfolgreichen Digitalisierung des Bildungssystems wird daher sein, dass man die Herausforderung als vielschichtig erkennt. Neben der Verfügbarkeit von Technologie, der verfügbaren Zeit muss auch betrachtet werden, dass es gesellschaftliche Veränderungen gibt, die einen starken Einfluss auf die Digitalisierung haben. Gleichzeitig müssen bestehende Strukturen dahingehend geprüft werden, wie man diese in einer "digitaleren" Welt abbilden kann und will. Viele Themen müssen von Beginn an digital überdacht werden. Das Individuum muss im Mittelpunkt der Entwicklung stehen. Es muss definiert werden, welche Ziele man mit einer Digitalisierung erreichen will. Und man muss Strukturen definieren, in denen man arbeiten und ausbilden will.
Die Technik steht heute zur Verfügung. Man ist in der Lage, digitale Inhalte in einer hohen didaktischen Qualität zu erzeugen.
Es gibt viele Personen, die Lust haben, die Bildung voranzubringen.
Doch was fehlt?
Alle Beteiligten müssen an einem Strang ziehen. Prozesse und Inhalte müssen synchronisiert werden und das Wichtigste ist, dass der fachliche und persönliche Austausch auf einer sehr viel breiteren Basis erfolgt, als dies heute der Fall ist. Hier sind alle gefordert.
Im nächsten Beitrag schildert Sabine Bräuer von der Peter-Rosegger-Schule in Gärtringen ihre Eindrücke der LEARNTEC 2019. Wir erfahren, welche Potenziale in der Digitalisierung der Bildung schlummern.
Beitragsbild: © KMK / Jürgen Rösner, www.learntec.de
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